Reformationssonntag: Botschaft von Pfarrer Daniel de Roche, Delegierter des Rates des Kirchenbundes für das Reformationsjubiläum
Was haben Frau Rosenblatt, Martin Luthers 95 Thesen vom Portal der Kirche zu Wittenberg 1517 und der Reformationssonntag 2014 miteinander zu tun? Diese Frage beantwortet Daniel de Roche in der Botschaft des Rates des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes zum Reformationssonntag. Die Pfarrerinnen und Pfarrer sind eingeladen, sie am Sonntag, dem 2. November 2014, während ihrer Predigt zu verlesen.
Wibrandis Rosenblatt zählte zu den ersten Pfarrersgattinnen. Und zwar nicht einmal, sondern dreimal, denn sie heiratete drei Reformatoren in Folge: Johannes Oekolampad, Wolfgang Capito und Martin Bucer. Sie starb am 1. November 1564 in Basel, also vor genau 450 Jahren. Die Mutter von elf Kindern war diesen drei Reformatoren eine wertvolle Unterstützung, indem sie in Zeiten grosser geistiger Umwälzungen in Europa Menschen auf der Durchreise in ihrem Haus willkommen hiess. Die hingebungsvolle Mutter verkörperte die Liebe Gottes zu den Menschen – eine Metapher, auf die sich auch die Bibel selbst beruft.
Luthers Thesenanschlag ist von hohem symbolischem Wert, denn er gab den Anstoss zu einer grundlegenden Erneuerung von Kirche und Gesellschaft im damaligen Europa. Der 1819 in der Schweiz eingeführte Reformationssonntag erinnert die Protestantinnen und Protestanten an die Bedeutung der Reformation für Kirche und Land im Laufe der Jahrhunderte.
Am Vorabend des 500-Jahr-Jubiläums der Reformation lädt der Schweizerische Evangelische Kirchenbund alle Gläubigen ein, neue Thesen für das Evangelium in der heutigen Welt zu formulieren. Als Denkanstoss dient das von der Vereinigten Protestantischen Kirche Frankreichs konzipierte thematische Heft „Mit 40 Themen auf dem Weg“, das der Kirchenbund unter www.ref-500.ch auf Deutsch und Französisch zur Verfügung stellt.
Von der hingebungsvollen mütterlichen Liebe einer Frau des 16. Jahrhunderts zu den Thesen – nach dem Vorbild Luthers – und den engagierten Bekenntnissen der Gläubigen: Die Liebe Gottes für die Menschen soll im 21. Jahrhundert (wieder) sichtbar gemacht werden. Damit schliesst sich der Kreis.
Im Namen des Rates des Kirchenbundes lädt der Delegierte für das Reformationsjubiläum, Pfarrer Daniel de Roche, alle Pfarrerinnen und Pfarrer ein, ihre Kirchgemeindemitglieder zu ermuntern, sich an der Formulierung «unserer Thesen für das Evangelium in der heutigen Welt» zu beteiligen.